... und fast schon Prophetie.
Zum Thema Weisheit vorwegg noch folgendes:
Weisheit ist vielleicht dadurch kenntlich, das, was War und jetzt Ist, nicht nur anzuerkennen (blosses Wissen), sondern auch zu begreiffen - also intensiv zu erspüren (Aussen) und zu erfühlen (Innen) -, und damit auch das Morgen passend zu erahnen, voraus zu “sehen”; und dementsprechend zu handeln, oder auch nicht.
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Zum Titel-Thema hier ein paar Auszüge aus einem Wiener Stadtgespräch vom 08.06.2008, mit Peter Sloterdijk und Peter Huemer, zum Thema: “Die Gründe der Globalisierung”, nach der Veröffentlichung seines Buchs: Der Weltinnenraum des Kapitals.
Hier der Link zu dem Arbeiterkammer-Gespräch in Wien, auf Youtube:
https://youtu.be/YLcdS6d-CkE?si=GAhQvwsoS-XF3CxE
Peter Sloterdijk spricht darin auch von einem “Weisheits-Wettbewerb”, als Hoffnung für das Welt-Klima und das Welt-Ökonomie, auf die Zunahme grosser “Spieler” (China und Indien) im globalen Wettbewerb.
Der Menschenfreund (davon gibt es entsetzlich wenige) Peter Sloterdijk, zum Publikum, vor dem Zitieren eines Gedichts von Reiner Maria Rilke: “Wie Sie zweifellos Alle wissen (ohne Ironie)”.
Und als ebenso Menschen-Freundliche Selbst-Erkenntnis: “Ich sehe soviel, wie Alle sehen.” Und auf den Zwischenruf, dass Er wohl etwas mehr sehe: “Wir Alle sind Wanderer, die in einem dichten Nebel, mit einem Stock sich voran tasten. Die Menschen unterscheiden sich in einer solchen Situation nur durch die Länge des Stocks. Der Philosoph arbeitet sozusagen mit ausziehbaren Stöcken, mit denen man dann schon ein Loch in die Undurchsichtigkeit bohren kann."
Peter Sloterdijk zum Welt-Zustand (ist zwar von 2008, gilt aber bis Jetzt): “Die Welt ist in einem Verdichtungs-Vorgang. Man spricht meist von einer Beschleunigung, aber die Wahrheit ist nicht Beschleunigung, sondern Verdichtung (Erde ist endlich, wir vermehren darin fast un-endlich). Durch Beschleunigung werden Dichte-Effekte noch dramatischer dargestellt. In einer sich verdichtenden Welt, ist ein Zivilisierungsschub unvermeidlich, sofern die Menschen nicht verwildern oder regredieren.
Und das würden sie nur tun, wenn Demoralisierung (s.u.) im grossen Ausmass stattfindet. Aber solange die Menschen in Form bleiben, regredieren sie nicht und setzen sich dem Zivilisierungs-Druck aus, der aus der Zukunft auf sie einwirkt. Und sie werden tatsächlich kooperativer, und entdecken, die zivilisatorische Kraft der gegenseitigen Behinderung. Man bemerkt, dass es gut ist, wenn mich der Andere dabei stört, die erstbeste unternehmerische Wahnsinnstat auszuführen.
Die Unternehmerei muss auch entzaubert werden. Das ist ein wichtiger Schritt im Zivilisierungs-Prozess. Es kommt darauf an, nicht irgendetwas gewinnbringendes zu tun, sondern etwas vernüftiges und zukunftsfähiges zu tun (Markus Gabriel entwickelt dahin gehend, einen “Ethischen Kapitalismus”). [...] Die Gefahr ist der Rückfall in die Geschichte, also der Rückfall in die Tragödie.
So etwas passiert, wenn Demoralisierung Platz greift; und Demoralisierung ist nichts anderes als ein Wort für einen Zustand, an dem Menschen nicht mehr an das Lernen glauben, also an den fortgehenden Zivilisierungs-Prozess. Aber solange dieses Pathos der Zivilisierung aufrecht erhalten werden kann, und Menschen stolz darauf sind, in Form zu sein und sich nicht gehen lassen, ist dieser autodidaktische Druck als Lehre oder als Schule ausreichend.”
Menschliche Politik (miss-?)braucht Bildung fast nur als Anpassungs-Leistung an eine gegebene Ideologie und Macht-Konstellation. Gefördert wird, was dem Hierarchie dient, als Kontrolle und Lenkung, zum Erhalt von Fremd-Steuerung von "oben", für Waffen-Technik nach Innen und Aussen, zum Ab-Grenzen gegen ein "Aussen" (Geschichts-Unterricht ist fast zu 100% Innen-Sicht, Lob gibt es fast bloss für die "eigenen Helden", egal auf welchem Gebiet) und Kultur als fast blosses Unte[n/r]haltung.
Selbst-Entscheidungs-Fertigkeit, also bestes, aktuellstes und umfangreichstes Wissen für ALLE Menschen, wird nirgends gefördert, somit auch nie angeboten. Dadurch werden sowohl wirkliches Freiheit und Selbst- sowie UmWelt-Verantwortung verhindert. Lebens-Angst, Armut von min. 25% jedes Gesellschaft, blosse Dienstbarkeit und Zuarbeit für ein kleines Prozent von Macht und Reichtum von weit über 50% des jeweiligen Gesellschaft werden dauerhaft erzwungen. Das ist wa[h]re Menschlichkeit.
Peter Sloterdijk als Antwort auf den Wunsch einer Welt-Regierung / -Gemeinschaft: “Der Gott der Artenvielfalt, hat etwas gegen die Uniformisierung.”
Dieses "Gott", gäbe es das, wäre garantiert nicht gegen das Vielfalt von Menschen, dessen Kulturen, Wünschen, Farben und Formen, geborgen in einem Gemeinschaft und Politik, das dieses Vielfalt anerkennt, damit friedlich umgeht, diese fördert und schützt. Es ist das natürliche Herden-Trieb, in ängster Verbindung mit dem Trägheits-Trieb, das dieses längst angesagte Projekt eines Welt-Rats verhindert, mit aller Gewalt und Macht gegeneinander.
Peter Sloterdijk zur Demoralisierung: “Sensibilisierte Menschen, die unter Entzugs-Angst leiden, sind zum schlimmsten fähig. Die Enthemmung der Verwöhnten ist gefährlicher, als der Anspruch der Armen am Anteil des Reichtums.”
Moral ist DAS Thema einiger jüngerer Philosophen (insb. Hanno Sauer und Markus Gabriel), seit Jahren, gerade weil lernende, sensiblisierte Menschen (noch ohne Entzugs-Angst?) das Schwinden von Moral (m.a. Freundlichkeit, Mit-Empfinden, allgemeingültige Regeln) oder auch dessen dringende Notwendigkeit bemerken.
Peter Sloterdijk zu den USA: “Es gibt Menschen, die der Meinung sind, dass die USA auf dem Weg in eine gut maskierte neo-rassistische Entwicklung sind.”
Ich denke, damit sind wir aktuell konfrontiert. Und zwar nicht bloss in den USA, sondern überall rund um den Planeten, wo ein-Mann-Regierungen jede Vielfalt, Kritik und Transparenz verbieten oder verbieten wollen. Dort, wo Verantwortung, Wahrheit und Freiheit völlig entleert sind.

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